Gefahr aus der Lunge

Schweizer Forscher suchen im Hochsicherheits-Labor ein Heilmittel gegen die hochansteckende Tuberkulose. Denn viele Tuberkulose-Stämme sind heute gegen gängige Antibiotika resistent.


Eine alte Krankheit in einem neuen Gewand ist wieder da: die Tuberkulose. Einst dachte man, sie sei Dank moderner Antibiotika zumindest in der westlichen Welt weitgehend eingedämmt. Doch gerade wegen der häufigen Anwendung von Antibiotika hat sie nun multiple Resistenzen entwickelt.

Das zeigt der Fall eines jungen Mannes in Basel, der 2010 nach einem Aufenthalt in Tibet an einer aggressiven Form der Tuberkulose erkrankte. Sie war gegen alle bekannten Antibiotika resistent. Eine neue Therapie, die mehr als zwei Jahre dauerte, brachte keinen Erfolg. Die Bakterien, mit denen der Patient infiziert war, wurden auch gegen das neue Medikament resistent. Eine weitere Therapie blieb ebenso erfolglos. Schliesslich mussten die Ärzte dem Patienten einen Teil seiner Lunge entfernen. Erst 2015 wurde er endlich als gesund befunden.

Der Mikrobiologe Sébastien Gagneux vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut und der Universität Basel erforscht die Resistenzbildung bei der Tuberkulose in einem Biosicherheitslabor. 

Dort versetzt er Tuberkulose-Stämme aus der ganzen Welt mit verschiedenen Antibiotika und verfolgt die Evolution und Resistenzbildung der Bakterien. «Ziel ist es, dass wir in Zukunft die Stämme identifizieren können, welche das höchste Potenzial haben, multiple Resistenzen zu entwickeln», sagt Gagneux. Mit diesem Wissen können die Forscher anschliessend Strategien zur Behandlung ausarbeiten. Und es gibt viel zu tun. Weltweit führt Tuberkulose die Liste der häufigsten Infektionskrankheiten an. Es gibt 10 Millionen Neuansteckungen pro Jahr. 1,8 Millionen davon enden tödlich. 

Kontakt:
Sébastien Gagneux, sebastien.gagneux(at)swisstph.ch, +41 61 284 83 69 oder
Dr. Sonia Borrell, sonia.borrell(at)swisstph.ch, +41 61 284 83 68

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